Unsere Bildungsgrundsätze

Bildung
Bildung ist für uns mehr als nur Ausbildung. Wir gehen von einem ganzheitlichen, lebensbegleitenden Konzept aus. Bildung stellt den ganzen Menschen in den Mittelpunkt und berücksichtigt gleichzeitig den gesellschaftlichen Kontext.
Bildung befähigt Menschen zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
In unserer Auffassung von Bildung berücksichtigen wir die Aspekte von Entwicklung, Lernen und Erziehung:

Bildung im Sinne von Entwicklung
Persönlichkeitsentwicklung ist ein wesentliches Ziel der Bildung. Dazu gehören unter anderem die Entfaltung der Kreativität, die Entwicklung zur Selbstständigkeit, die Wahrnehmung und Förderung eines positiven Selbstwert-gefühls, ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit sowie das Entdecken und die Entfaltung der individuellen Fähigkeiten.

Bildung im Sinne von Lernen
Unter Lernen ist im engeren Sinn die Aneignung der Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen, die Aneignung von Sachwissen und praktischem Wissen zum Beispiel in Hinblick auf einen Beruf („Ausbildung“), das Erlernen von Sprachen, aber auch das „Lernen lernen“ - die Aneignung von Methoden des Lernens - zu verstehen. Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger. Kinder sind neugierig und lernbereit. Diese Bereitschaft und Begeisterung für das Lernen soll erhalten und gefördert werden.
Zum Lernen gehört wesentlich auch das Sammeln von Erfahrungen, das erlebnis-orientierte Lernen, ebenso wie das Soziale Lernen (z.B. Verantwortung für das Ganze/die Gruppe übernehmen, Urteilsvermögen entwickeln ...).

Bildung im Sinne von Erziehung
Eine gute Beziehung und ein respektvoller Umgang miteinander sind die Basis für ein erfolgreiches Begleiten.
Eltern bzw. Erziehungsberechtigte und in Bildungsinstitutionen tätige Personen wirken – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – bei der Entwicklung und Entfaltung junger Menschen mit. Ziel ist eine gute Partnerschaft zwischen Elternhaus und Bildungsinstitution. In der Schule kommt der Schulpartnerschaft wesentliche Bedeutung zu, denn dieses Modell soll für die jungen Menschen gleichzeitig auch als Modell demokratischen Handelns erlebt werden können.

Das Recht auf Bildung
Einen wesentlichen Grundsatz stellt für uns das „Recht auf Bildung“ dar, wie es in der UN-Konvention über die Rechte des Kindes postuliert wird (Artikel 28 und 29):

Förderung der Chancengleichheit
Bildung soll die Persönlichkeit, die körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten und Begabungen jedes Kindes voll zur Entfaltung bringen

Bildung soll vorbereiten „auf ein verantwortungsbewusstes Leben in einer freien Gesellschaft im Geist der Verständigung, des Friedens, der Toleranz, der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Freundschaft zwischen allen Völkern und ethnischen, nationalen und religiösen Gruppen“

Chancengleichheit
Der Zugang zum Bildungssystem und die Förderung darf nicht von der finanziellen Situation und sozialen Herkunft des Einzelnen abhängig sein.

Chancengleichheit setzt ein Bildungssystem voraus, das
- unentgeltlich ist
- offen und durchlässig ist
- jeden Einzelnen/jede Einzelne optimal fördert
- die Ziele unabhängig von der Einflussnahme wirtschaftlicher, konfessioneller
und parteipolitischer Lobbys umsetzt

Bildung ist öffentliche Aufgabe
Investitionen in die Bildung müssen als selbstverständliche Investitionen in einer demokratischen Gesellschaft angesehen werden, d.h. ausreichende öffentliche Geldmittel für Kindergärten, Schulen und Universitäten sind vom Staat bereitzustellen. Bildung stellt die Grundlage für eine demokratische Gesellschaft dar – zur Demokratisierung der Gesellschaft ist daher auch insgesamt ein höheres Bildungsniveau in der Gesamtbevölkerung anzustreben. Besondere Beachtung muss den jeweiligen Schwächen der Einzelnen durch verstärkte und nachhaltige Förderung geschenkt werden.

 

Bildungsräume
Unter Bildungsräume verstehen wir nicht bloße Aufbewahrungsstätten für Kinder und Jugendliche oder Orte, an denen möglichst schnell möglichst viel Sachwissen angeeignet wird, sondern

Lern- und Lebensräume,
die auch der Persönlichkeitsentwicklung des/ der Einzelnen dienen und gleichzeitig einen Erfahrungsraum für das Leben in einer Gemeinschaft und im weiteren Sinn in der Gesellschaft darstellen.

 

In der Bildungsarbeit tätige Personen

 

Die in der Bildungsarbeit tätigen Personen (Kindergartenpädagogen/innen, Lehrer/innen, Horterzieher/innen, Erwachsenenbildner/innen…) sind maßgeblich am Gelingen von Bildung beteiligt.

An die in der Bildungsarbeit Tätigen werden hohe Anforderungen gestellt. Es wird nicht nur Fachwissen verlangt, sondern auch umfassende methodisch-didaktische Kompetenzen sowie psychologische und pädagogische Grundlagen ebenso wie Arbeit an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.
Neben einer umfassenden Ausbildung ist auch eine ständige Weiterbildung notwendig, denn die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen soll nicht nur bei anderen geweckt und gefördert, sondern auch selbst vorgelebt werden.

Diese Anforderungen sollen entsprechend definiert und transparent gemacht werden; dies ist wichtig einerseits für das Selbstverständnis der in der Bildungsarbeit tätigen Personen, aber andererseits auch für die Wahrnehmung dieser Tätigkeit in der Gesellschaft und letztlich auch für die angemessene finanzielle Bewertung dieser Arbeit.
Damit der Bildungsauftrag gelingen kann, ist es aber auch notwendig, dass die in der Bildungsarbeit Tätigen entsprechende Rahmenbedingungen vorfinden, die ihre Arbeit erst ermöglichen. Dazu bedarf es auch einer verantworteten Partnerschaft zwischen Elternhaus, den in der Bildungsarbeit tätigen Menschen und den für die Bildungsarbeit zuständigen Behörden.

Die in der Bildungsarbeit tätigen Personen sollen den Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft gewachsen sein und in ihrer Arbeit auch die „europäische Dimension“ und Bildung somit in einem größeren Rahmen berücksichtigen. Für diese Aufgabe ist insbesondere auch das Erlernen von Fremdsprachen von grundlegender Bedeutung.

 

Bildung und Gesellschaft

 

Bildung kann nicht losgelöst von der Gesellschaft betrachtet werden, in der sie erfolgt. Es ist Aufgabe der Politik und der Gesellschaft insgesamt, für Rahmenbedingungen zu sorgen, in denen Chancengleichheit besteht und die Werte von Verständigung, Frieden, Toleranz und Gleichberechtigung (siehe UN-Konvention) verwirklicht werden.

Bildung muss dem/der Einzelnen den Freiraum zur Entfaltung seiner/ihrer Persönlichkeit belassen.

Bildung fördert die Kritikfähigkeit, die Mündigkeit und die Unabhängigkeit des Einzelnen und schafft somit eine Grundlage für die Demokratisierung der Gesellschaft.

Ein weiteres Ziel besteht darin, dass Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und individuellen Fähigkeiten miteinander und voneinander lernen.

Der Wert, den eine Gesellschaft der Bildung beimisst, zeigt sich auch an den Ressourcen, die sie den Bildungseinrichtungen zur Verfügung stellt.
Als Unabhängige Bildungsgewerkschaft setzen wir uns für die optimalen Rahmenbedingungen ein, damit das Recht auf Bildung durchgesetzt werden kann und umfassende Bildung möglich wird.